Ein Friedhof ist eine Begräbnisstelle, die den Lebenden einen festen Platz gibt, an dem sie um die Verstorbenen trauern können. Ursprünglich lagen die Friedhöfe vor den Toren der Städte oder Dörfer, da man befürchtete, dass von den Toten Seuchengefahr ausging und das Grundwasser geschützt werden musste.
Seit der Antike ließen sich die Herrscher und Honoratioren in Prachtgrabstätten beerdigen, aber mit dem Aufstreben des Bürgertums begannen auch die Kaufleute und andere zu Reichtum gekommene Bürger für sich und ihre Familien Prachtgrabanlagen, sogenannte Erblegestätten, bauen zu lassen. Man war eben auch im Tod nicht gleich und der Bedeutung der Familie, dem gesellschaftlichen Stand und der Repräsentationspflicht bzw. dem Repräsentationswillen musste Rechnung getragen werden. Natürlich konnte man so auch seinen Kunstverstand oder sein Kunstverständnis mit der Öffentlichkeit teilen. Aus diesen Zeiten sind uns wahre architektonische und künstlerische Schmuckstücke erhalten geblieben und Berlin hat hier einen Schatz zu bieten, der in Europa seinesgleichen sucht. Doch dieses einzigartige Erbe ist in Gefahr, denn viele Grabmale drohen zu verfallen und dadurch unwiederbringlich verloren zu gehen.
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Schlichtheit mehr und mehr auf den Friedhöfen Einzug gehalten; man protzt im Tod nicht mehr und zudem sind viele
Menschen heutzutage dazu übergegangen, die sterblichen Überreste ihrer Liebsten anonym, in einem Friedwald oder in einem Reihenurnengrab bestatten zu lassen. Außerdem gehören viele Berliner
keiner Glaubensgemeinschaft mehr an.
Dennoch, ein Besuch auf den Friedhöfen lohnt sich. Sie sind Zeugnisse der Vergangenheit, Orte zum philosophieren und
natürlich auch weitere Oasen der Ruhe in der Stadt.