Läuft man vom Scholzplatz auf der Heerstraße stadtauswärt, findet man auf der dem Grunewald zugewandten Südseite der Ausfallstraße den etwas versteckt wirkenden Eingang zum Commonwealth War Cemetery.
3576 Soldaten und Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges in und um Berlin zu Tode kamen, zwei Drittel davon Besatzungsmitglieder der abgeschossener Bomber der Royal Air Force - RAF
- fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Genauer gesagt: 2.676 Briten, 527 Kanadier, 223 Australier, 56 Neuseeländer, 50 Inder, 31 Südafrikaner, 5 Polen und 8 Tote unbekannter Nationalität. Fast die
Hälfte aller Piloten der RAF gab in der Luftschlacht um Berlin ihr Leben, der Altersdurchschnitt der Verstorbenen war unfassbare 23 Jahre.
Das War Cemetery an der Heerstraße ist neben dem britischen Friedhof auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf der zentrale Bestattungsort für gefallene Soldaten des Commonwealth in Ostdeutschland. Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hatte man einen britischen Soldatenfriedhof zwischen Trakehner und Heilsberger Allee angelegt, musste diesen aber 1959 auflösen, da man ursprünglich den Bau eines Fernsehturms an dieser Stelle geplante hatte. Nach der Fertigstellung der Begräbnisstätte an neuen Standort wurden die Toten auf den Friedhof an der Heerstraße umgebettet.
Über fünf Stufen erreicht man einen begrünten Weg, der leicht ansteigend zu einem kleinen Plateau führt auf diesem sich rechterhand der eigentliche Eingang auf den Soldatenfriedhof befindet. Durch einen dreibogigen Torbau mit schmiedeeisernen Pforten, der die Ostseite des Friedhofes bildet, betritt man die knapp 3,8 Hektar große Friedhofsanlage.
Auf einer Rasenfläche sind die einheitlich gestalteten Grabsteine angelegt. Jeder Grabstein ist aus Sandstein und mit Regimentswappen, Name und Alter des Toten sowie dem Symbol seiner Religionsgemeinschaft versehen. Manche Steine tragen einen persönlichen Spruch der Verwandten. Die während eines Air Raids verstorbenen Piloten liegen in Gruppen zusammen; die indischen Piloten haben an der Westseite des Friedhofs ihre letzte Ruhestätte gefunden. Für die nach dem Krieg verstorbenen zivilen und militärischen Angehörigen der britischen Schutzmacht ist ebenfalls ein eigener Block reserviert.
Wie jeder britische Soldatenfriedhof folgt auch die Anlage an der Heerstraße einem 1918 vom englischen Parlament für Soldatenfriedhöfe festgelegten Grundmuster, welches die beiden Hauptdenkzeichen verbindlich vorschreibt: Ein “Stone of remembrance” mit der Inschrift “Their name liveth for evermore” ("Ihr Name lebt in Ewigkeit") und das dem keltischen Kreuz nachempfundene und mit einem eingelassenen Kreuzritterschwert aus Bronze versehene “Cross of Sacrifice”.
Der Sarkophag ähnliche Steinblock mit der Inschrift befindet sich in direkter Sichtachse, die vom Eingang über das Hochkreuz bis zu den siebenbogigen Muschelkalkarkaden an der Rückseite der Gesamtanlage verläuft; der siebenbogige Torbau bildet den westlichen Abschluss des Friedhofes.
In einem der Torhäuser befindet sich das Gräberregister in Form der “Roll of Honour”. In dem anderen ist auf einer Steintafel zu lesen:
“Während der beiden Weltkriege von 1914 – 1918 und 1939 – 1945 starben Millionen Menschen. Die meisten Militärangehörigen, Männer und Frauen, die ihr Leben in diesen Kriegen verloren haben, liegen in den Ländern begraben, in denen sie fielen. Die überwiegende Zahl der Angehörigen der Commonwealth-Streitkräfte, die in Deutschland starben, sind auf Kriegsgräberstätten wie dieser bestattet, die von der Commonwealth War Graves Commission mit Unterstützung und Entgegenkommen des deutschen Volkes unterhalten werden. Derjenigen, deren Gräber unbekannt sind, wird an Vermisstendenkmälern gedacht.”
Einer der erst 63 Jahre nach Kriegsende hier seine persönliche Ruhestätte fand, ist der britische RAF Pilot John Bremner, der am 16.Oktober 2008 auf dem Friedhof mit militärischen Ehren beigesetzt wurde. Im Alter von 22 Jahren wurde er am 20.Januar 1944 nach einem Angriff auf das Berliner Stadtzentrum von einem deutschen Jagdflieger abgeschossen und stürzte in einem Waldstück nahe der S-Bahn-Station Hirschgarten, zwischen Köpenick und Friedrichshagen, ab. Bei Bauarbeiten im Mai 2006 wurde das Wrack des Halifax-Bombers gefunden und nach der Entdeckung und Identifizierung der Leiche die sterblichen Überreste des viel zu jung verstorbenen John Bremner in die Heerstraße verbracht.
Das War Cemetery Heerstraße ist ein furchtbarer und ein anregender Ort. Ein Ort zum Innehalten, zum dankbar sein, ein Ort der Mahnung und ein Ort der Verpflichtung! Furchtbar, weil er
den Schrecken von Krieg wieder so unmittelbar vor Augen führt. Das Sterben und den Verlust von so viel jungen Soldatinnen und Soldaten, von Menschen,
die noch so viel Leben vor sich hatten, so viel Leben hätten erleben sollen. Verbunden mit der Mahnung, dass Freiheit und Demokratie mit einem hohen Preis erkämpft wurden und in anderem Teilen
der Welt immer noch werden. In einer Zeit, in der man das Gefühl haben muss, dass zu sehr in Vergessenheit gerät, wie kostbar das Gut ist, das wir haben, in der Demokratie von manchen mutwillig
beschädigt wird, ein aufwühlender, ein wichtiger Ort.
Heerstraße 139 – Charlottenburg / täglich 08:00-18:00 / S-Bahn S3-S9 Pichelsberg – Bus M49-X34-X49-218 Scholzplatz oder Stößenseebrücke
In der Nähe: Jüdischer Friedhof Heerstraße / Murellenschlucht / Friedhof Heerstraße / Georg Kolbe Museum / Brixplatz
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