Berlin der Kaiserzeit. Architektur 1871 bis 1918

Berlin erlebte als preußische Hauptstadt und Reichshauptstadt ab 1871 einen nie dagewesenen Aufschwung und wurde in dieser Zeit zu einer Metropole von Weltrang. Die Reparationszahlungen der Franzosen nach dem Krieg 1870-71 spülten enorme Summen in die Staatskasse und ermöglichten massive Investitionen in den Ausbau der Stadt. Für die  wachsende Stadt, die ja eigentlich eine explodierende Stadt war, entstand bis 1918 eine derartige Fülle an Kirchen, Rathäusern, Gerichtsgebäuden, Industriebauten, Villen, Mietshäusern, Theatern und Schulen, dass selbst dieser gewichtige Band nur eine repräsentative Auswahl der Bauten darstellen kann.

 

Dies natürlich auch eingedenk der Tatsache, dass die großmächtigen Pläne der Nazis zur Welthauptstadt Germania, die massiven Kriegszerstörungen sowie die Modernisierungswut der Nachkriegszeit der Bausubstanz der Kaiserzeit enorme Schäden zugefügt haben. Knapp 400 Objekte werden anhand großformatiger Farbbilder vorgestellt und im Begleittext wird auf Architekten, Bauzeit, Baustil und eventuelle Referenzbauten eingegangen.

 

Lange Zeit wurde der „wilhelminische Prunk“ abgelehnt, als überladen, eklektizistisch oder geschmacklos geschmäht; es wurde entstuckt und abgerissen, dem Ausbau zur autogerechten Stadt geopfert und die Bauten ideologisiert, um sie protestloser entfernen zu können. Heute ist der Blick differenzierter, die Seelenlosigkeit und Uniformität vieler moderner Bauten hat zu einer neuen Wertschätzung der Kaiserzeitarchitektur geführt; sie wird belastungsloser, nicht mehr nur als Symbol des preußischen Militarismus und eines überbordenden Nationalismus gesehen. 

 

Das Buch von Matthias Barth ist ein Plädoyer für die Schönheit und Mannigfaltigkeit des Bauens zwischen 1871 und 1918, eine Fundgrube für Berlin Liebhaber, Gebäude (neu) zu entdecken und ihre Geschichte kennenzulernen. Es ist eines der Bücher, welches man immer wieder zur Hand nimmt, durch die Bezirke reist und neue Orte entdeckt. Denn glücklicherweise beschränkt sich der Band nicht auf die Bauten in den geographischen Grenzen des Berlin der Kaiserzeit, sondern inkludiert die benachbarten Städte Charlottenburg, Schöneberg, Wilmersdorf, die Vororte – fast alle heutigen Ortsteile, die 1920 zu Großberlin zusammengelegt wurden, sind vertreten.   

 

Matthias Barth: Berlin der Kaiserzeit - Architektur 1871 bis 1918 / 336 Seiten, 395 Farbabbildungen, Hardcover /  Michael Imhof Verlag / ISBN 978-3-7319-0719-0 / 19,95 Euro

 

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1000 Fotografien aus den Sammlungen der Berliner Bezirksmuseen und des Stadtmuseums Berlin geben einen faszinierenden Einblick in die Stadtgeschichte. Aus Anlass des 100. Jubi­lä­ums von Groß-Ber­lin erzäh­len sie von einer Groß­stadt, die 1920 durch Par­laments­be­schluss aus Städ­ten, Landgemeinden und Gutsbezirken zusammen­gefügt wurde. 150 thematische Fotoserien zeigen, wie sich das Bild Berlins von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart verändert hat. Alle Infos – hier