In verschiedenen Baracken kann man hier das letzte noch erhaltene NS-Zwangsarbeiterlager Berlins besichtigen bzw. das, was davon noch übrig ist: eines von
über 3.000 während des Zweiten Weltkrieges in Berlin. Von 1943 bis 1945 lebten hier über 2.000 italienische Militärinternierte, Zivilarbeiter sowie weibliche KZ-Häftlinge. Errichtet wurde das
Lager mitten in einem Wohngebiet von Hitlers Architekt Albert Speer.
In der Dauerausstellung "Alltag Zwangsarbeit" fokussiert sich die Schau auf Biografien von Opfern und Tätern, auf generelle Aspekte der Zwangsarbeit und
zeigt, wie die Rassenideologie der Nazis auch hier zur Anwendung kam. Denn nicht alle Zwangsarbeiter waren gleich: Franzosen, Belgier oder Italiener wurden besser behandelt als Osteuropäer,
die wiederum in der Hierachie über den Russen standen. Die ganze perfide Logik in jedem Bereich des Agierens der NS Regierenden.
Allein die schiere Anzahl an Arbeitslagern mitten in der Metropole Berlin macht einen
schwindelig, aber auch wie offensichtlich die Nachbarn wegschauten. Von Schöneweide, und allen anderen Berliner Lagern, aus liefen die Zwangsarbeiter täglich bis zu mehrere Stunden durch die Stadt, um an ihre "Arbeitsplätze" zu kommen.
Und natürlich auch wieder mehrer Stunden zurück. Ausgemergelte, geduckte, bewachte, oft gebrochene Gestalten, die doch nicht zu existieren schienen.
Im Rahmen von angemeldeten Führungen ist die Baracke 13 zugänglich, die von allen Unterkunftsbaracken am besten erhalten ist. Hier finden sich an vielen Kellerwänden Inschriften der italienischer Gefangenen, die von Ihrer Not, Pein und Aussichtslosigkeit aber auch Ihren Hoffnung berichten. Darüber hinaus gibt es regelmäßig Führungen, an denen man ohne Anmeldung teilnehmen kann; die Termine werden auf der Webseite bekannt gegeben.
Ein sehr beklemmender Ort - aber eine wichtige Informationsquelle über einen Aspekt des 3. Reichs, der allzu lange vernachlässigt worden ist. Denn, auch
das wird klar, keine deutsche Regierung kann sich rühmen, mit diesem Verbrechen adäquat umgegangen zu sein. Die Entschädigungszahlungen für die Betroffenen und / oder ihre Hinterbliebenen sind
beschämend gering und der Fond dafür wurden nur unter immer größer werdendem öffentlichen Druck eingerichtet.
Britzer Straße 5 – Schöneweide / 030 6390 288 0 / Di – So 10:00-18:00 / www.dz-ns-zwangsarbeit.de / Bus 160 Dokuzentrum NS Zwangsarbeit
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