Friedhöfe Bergmannstraße

Was zunächst wie ein einziger Friedhof anmutet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als vier nebeneinanderliegende Kirchhöfe: der Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde, der Friedhof der Friedrich-Werderschen Gemeinde, der Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirche und der Luisenstädtische Friedhof. Eine ca. 600 m lange Friedhofsmauer begrenzt die Anlage zur Bergmannstraße hin; ingesamt hat das Areal eine Fläche von 21 ha. Untypisch ist die Hanglage, aber wir befinden uns hier auf einem ehemaligen Weinberg. Vor ein paar Jahrzehnten hat man Durchbrüche zwischen den einzelnen Friedhöfen geschaffen und so kann man heute entspannt über das große und unübersichtliche Areal flanieren. Nirgendwo in Berlin findet sich so viel kulturhistorisch und künstlerisch wertvolle prächtige Grabarchitektur. Die Außen- und Wegeränder waren für die repräsentativen Erbbegräbnisse reserviert, während sich im Innenbereich baumumrandete Wege mit kleineren Grablegen abwechseln. Das Café Strauss, direkt an den Friedhöfen gelegen, ist ein netter Ort zur Einkehr vor, während oder nach dem Besuch.  

Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde

 

Der älteste Teil ist der 1825 angelegte Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde mit Sitz an der Mauerstrasse in Mitte. Vom Marheinekeplatz kommend ist der Dreifaltigkeitsfriedhof der erste, den Sie erreichen.

 

Hier finden Sie die  zum Beispiel das Grab des Architekten Martin Gropius oder das durch eine Bronzebüste von Reinhold Begas, Erschaffer des Neptunbrunnen am Alexanderpatz und des Bismarck Nationaldenkmals am Großen Stern, gezierte Familiengrab des Malers Adolph Menzel. Und auch ein weiteres Kleinod des unermüdlichen Schinkels finden Sie hier: das Grabmal der Fürstin Christiane Charlotte Sophie von der Osten-Sacken. Außerdem sind der Dichter Ludwig Tieck, der große Historiker Theodor Mommsen und der Philosoph Friedrich Schleiermacher hier begraben. Insgesamt sind die Gräber auf diesem Friedhof nicht ganz so imposant wie vor allem im benachbarten Luisenstädtischen Friedhof; die Gemeindemitglieder waren eher pietistisch angehaucht.   

Friedhof der Friedrich-Werderschen Gemeinde

 

Der zweite Friedhof in der Reihe ist derjenige der Friedrich-Werderschen Gemeinde; er wurde 1844 eingeweiht. Die Mutterkirche ist die Friedrichwerdersche Kirche in Mitte, 1824-30 von Schinkel erbaut.

 

Was Krieg und Zerstörung nicht anrichten konnten, schaffte der Berliner Senat im Jahr 2011 durch seine Wurstigkeit – wegen Bohrungen für eine Tiefgarage für Luxuslofts nebenan, ist die Kirche einsturzgefährdet und bis auf Weiteres geschlossen. Sehr schade, denn in dem Meisterwerk von Schinkel, waren die Skulpturen von Schadow und Rauch kongenial zur Schau gestellt.

 

Aber zurück zum Friedhof – auch hier finden Sie zahlreiche Jugendstil-Gräber aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, teilweise aber in ruinösem Zustand. Im hinteren Teil an der Jüterboger Straße gelegen, befindet sich ein Ehrenfeld für  die Opfer des Zweiten Weltkriegs.

Luisenstädtischer Friedhof

 

Der 1831 angelegte Luisenstädtische Friedhof ist der größte der vier Friedhöfe und nimmt fast die Hälfte der Gesamtfläche des Komplexes ein. Der berühmteste Tote, der hier begraben liegt, ist der ehemalige Reichskanzler und Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann. Der Friedhof übermannt einen fast mit seiner Opulenz; die schiere Anzahl an Prachtgrabstätten von bedeutenden Berliner Persönlichkeiten oder in Vergessenheit geratenen Personen  der Berliner bürgerlichen Gesellschaft ist beeindruckend.

 

Viele Gräber sind kulturhistorisch ungeheuer interessant aber leider haben die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, Vernachlässigung, Vandalismus und Umwelteinflüsse zu erheblichen Verlusten in der Grabmalsubstanz geführt.

Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirche

 

Der jüngste und kleinste Friedhof in der Reihe wurde 1852 eingeweiht. Als eines der schönsten Berliner Jugendstilgräber gilt das vom Architekten Bruno Schmitz, dem wir auch das Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz und das Kyffhäuserdenkmal verdanken, sowie dem Bildhauer Franz Metzner 1907 entworfene Grabdenkmal für Max Krause, Papierfabrikant und Mäzen. Es präsentiert sich eine blockhafte Anlage aus Kalkstein mit dreifachen Treppen, Seitenmauern und einem Mausoleum mit bronzener Tür. Ganz im Geiste des Jugenstils verzieren Göttinnen die Seiten der überdimensionalen Tür.  

 

Weitere bemerkenswerte Gräber sind die im Stil der Renaissance gestalteten Grablegen des Architekten Hermann von der Hude und des Diplomaten Kurd von Schlözer.  

 

Bergmannstraße  39-41  -  Kreuzberg / U7 Südstern - Bus 140 GneisenaustraßeXBaerwaldstraße  

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Kommentare: 3
  • #1

    Juliane Gassert (Montag, 28 November 2016 22:58)

    Friedhöfe sind Ausdruck und Zeitgeschichte ihrer Stadt.
    Ich habe es in so vielen Jahren Berlin versäumt, diese schöne Anlage zu entdecken.
    Wie gut, dass ich nun ein neues Ziel habe bei meinem nächsten Besuch!

  • #2

    Charlotte@fortsetzungberlin (Freitag, 09 Dezember 2016 14:33)

    Hallo Juliane,
    das ging mir auch lange so; wie oft bin ich daran vorbeigeradelt. Aber - für einen Friedhofbesuch ist es ja nie zu spät. So viel ändert sich da ja nicht mehr..
    Charlotte

  • #3

    Mona (Samstag, 25 Juni 2022 11:29)

    Die Aufforderung zu einer Friedhofnacht mit Grillen, Getränke,laute Musik mit Taschenlampe ....Gräber aufsuchen.. ist abartig völlig indiskutabel
    Was stimmt nicht mit dem kirchlichen Vorstand des evangelischen Friedhofverband.Die Kirche wird immer unglaubwürdiger überschreitet Grenzen der Pietätlosigkeit ...setzt sich als neuer Trend über die Totenruhe hinweg...
    Ich habe mich selbst davon vor Ort überzeugt wie grösse Menschenansammlungen der der Einladung folgten zur Musik extrem laut applaudierten mit Weingläser oder anderen Akoholgetränke in Feierlaune zwischen den Gräber spazierten Gegrillt wurde am Haupteingang....
    Party NACHTS auf den Kreuzberger Friedhöfen dazu ruft die Geschäftsleitung eines Kirchenverband auf. Wo bleibt der Respekt vor den Verstorbenen und die Lehre Gottes,
    sensationlustige Menschen auffordern den Friedhof den letzten Ruheplatz
    als nächtliche Partymeile zur Verfügung zustellen.






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