Angelegt wurde der Friedhof 1893/94 auf einem ca. 2 ha großen Feldstück im Bereich der damaligen Gemarkung Tegel. Zar Alexander III. ließ 4.000 Tonnen Erde aus 50 russischen Provinzen nach Berlin verladen, damit die Toten in heimischer Erde bestattet werden konnten.
Im Mittelpunkt der Anlage befindet sich die 1894 erbaute St.Konstantin-und-Helena Kirche, eine Nachbildung der Moskauer Basilikuskathedrale. Der kegelförmige Turm mit Zwiebelkuppel wird von einem Andreaskreuz mit doppeltem Querbalken geschmückt und von vier blaugoldenen Türmchen bekrönt.
Nach der Tradition sind die Gräber mit schlichten, weißen Andreaskreuzen geschmückt; es finden sich aber auch einige prachtvolle Erbbegräbnisse prominenter russischer Adelsfamilien, zum Beispiel Kropotkin, Golizyn oder Daschkow. Nach russisch-orthodoxer Tradition sind alle Gräber in Ost-West-Richtung angelegt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel der Friedhof, gelegen in der französischen Besatzungszone; es gab eben nicht mehr so viele russischstämmige Bürger in West-Berlin und der Kalte Krieg forderte auch hier seinen Tribut. Seit der Wiedervereinigung werden inzwischen jährlich wieder etwa 20 Verstorbene auf dem Friedhof bestattet und viele Grabstätten konnten auf Grund privater Initative und Spenden wiederhergestellt werden. Dennoch ist der Zerfall überall präsent. Die denkmalgeschützte Friedhofskirche wurde 2005, ebenfalls mit Hilfe von privaten Spenden, restauriert.
Berlin geht eben nicht immer verantwortungsvoll mit seinen kulturhistorischen Orten um; und so ist der Russisch-Orthodoxe Friedhof heute auch ein sehr lauter Ort – die Wittestraße ist eine wichtige West-Ost Verbindung und am südlichen Ende der Anlage dröhnt der Verkehr der A111. Aber die Toten wirds wohl nicht stören.
Der Friedhof hat sogar eine eigene Webseite, auf der es eine Liste aller Bestatteten und die Lage ihrer Gräber auf dem Friedhof gibt.
Wittestraße 37 – Tegel / U6 Holzhauser Strasse – Bus 123 Holzhauser StrasseXWittestrasse / https://pogost-tegel.info/index_de.php?navi=1
In der Nähe: Volkspark Rehberge / Volkspark Jungfernheide / Museum Reinickendorf
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EinfachWein (Freitag, 03 November 2017 15:33)
Sehr schönes Kleinod. Schade, dass es nicht gut gelegen ist.
Aber auch das gehört zu den Veränderungen der Zeit.
Charlotte@fortsetzungberlin (Freitag, 03 November 2017 20:33)
Das stimmt und die Toten wird es - wie gesagt - nicht stören.