Eigentlich ist über das Tempelhofer Feld alles gesagt, aber auch ich liebe die Weite und das Gefühl unendlicher Freiheit, die einen hier umfängt. Ich fahre sogar mit dem Rad oft Umwege, um über das Feld zu kommen.
Seit den Zeiten der Tempelritter war das Feld vor den Toren Berlins ein Parade- und Exerzierplatz. Aber - wie heute auch - bereits ein Ort der Erholung. Schon
zu Zeiten des Soldatenkönigs strömten die Berliner an Wochenenden und an Feiertagen, immer dann, wenn das Militär den Platz nicht brauchte, nach Tempelhof aufs Feld, um dort ihre Freizeit
zu verbringen. Damit war natürlich Schluß als die Nationalsozialisten den Flughafen ausbauen ließen. Zwar gab es bereits ab 1923 Flugverkehr, aber bis 1936 war immer noch ein großer Teil des
Feldes für die Erholung ausgelegt. Von 1936 bis zur Stillegung 2008 wurde Tempelhof dann durchgehend als innerstädischer Flughafen genutzt. Während der Zeiten der Luftbrücke stieß Tempelhof
allerdings schnell an seine Kapazitätsgrenzen, weshalb die Verantwortlichen den Flughafen Tegel, mit tatkräftiger Unterstützung der Berliner Bevölkerung, erbauten.
Seit 2010 ist das Tempelhofer Feld als innerstädtischer Großpark der Öffentlichkeit zugänglich. Auf den vormaligen Start- und Landebahnen sowie den Taxiwegen wird jetzt gejoggt, Rennrad gefahren, Kitesurfing betrieben oder auf Inline Skates Runden gezogen; Flüchtlinge, die in einem Teil der ehemaligen Hangars untergebracht sind, haben das Cricket hierhergebracht. Und sogar vom Aussterben bedrohte Vogelarten, wie Grauammern, Braunkehlchen, Steinschmätzer und Feldlerchen haben hier ein Zuhause gefunden.
Auf drei ausgewiesenen Flächen grillen die Kreuzberger und Neuköllner Migranten neben den Hipstern und den everday people aus Tempelhof und Marienfelde. Es gibt einen Biergarten und ein Urban Gardening Projekt mit Hochbeeten - der Boden ist durch Kerosin noch auf Jahrzehnte verseucht. Und, auch wenn dieser Bereich eigentlich nicht mehr zum Feld gehört, am Columbiadamm werden neben der Sehitlik Moschee auf dem islamischen Friedhof – einem von nur fünf in Berlin – seit 1866 die muslimischen Bürger Berlins bestattet.
Das Tempelhofer Feld ist eine Spielwiese und ein demokratischer Ort für alle Bewohner der Stadt und von Sonnenaufgang bis -untergang geöffnet; nachts wird der Park vom Sicherheitsdienst geschlossen.
U6 Paradestrasse – Ringbahn Tempelhof – U8 Leinestrasse
In der Nähe: Rundgang durch die Rote Insel / Körnerpark / Friedhöfe Bergmannstrasse / Gelateria Mos Eisley / Café Strauss / Babbo Bar / Beuster Bar
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