Manchmal passiert einem beim Essengehen ja etwas Erstaunliches: man hat keine speziellen Erwartungen und kurze Zeit später sitzt man vor einem Teller und könnte weinen vor Glück. So ergangen kürzlich in der Babbo Bar in Neukölln.

 

Der Name ist ein Überbleibsel der Vorbesitzer, seit Mai 2016 wird aber in der Donaustraße eine ursprüngliche italienische Landküche serviert. Und – ich zitiere mich hier mal selbst – wie immer, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert, entsteht aus etwas eigentlich einfachem etwas so Gutes. 

Besitzer und Küchenchef Giacinto D' Ambrosi ist in Latium aufgewachsen und die Küche der alten Heimat will er vermitteln, aber alle Regionen Italiens finden ihren Weg auf die Karte. Die Standard Karte ist relativ klein; drei Vorspeisen, drei bis vier Pasta Gerichte und drei Secondi, daneben gibt es eine Abendkarte und ein Drei-Gang Menü für sagenhafte 25,-- EUR - je nach Gusto als vegetarische, Fisch oder Fleisch Variante. Um einen guten Einblick in die Kochkunst und Präzision, mit der hier gearbeitet wird, zu bekommen empfiehlt sich definitiv das Menü.

 

Als Gruß aus der Küche gab es eine wunderbar cremige Gazpacho begleitet von einem Bruschetta mit Pesto; das ließ schon zum ersten Mal aufmerken, ob der Qualität der Stuzzichino, die hier serviert wurden. Der Spinatsalat mit Parmesan und krossem Speck aber, der als erster Gang des Fleischmenüs serviert wurde, hat mich dann restlos überzeugt, dass hier in der Küche Meister ihres Fachs agieren; der Spinat umhüllt von Dressing, aber nicht ertränkt, sondern perfekt dosiert, das Dressing aus bestem Olivenöl, Balsamico, Salz und Pfeffer. So weit  so schlicht so gut.

 

Die Pasta des Menüs waren perfekt al dente gekochte Cicci Nudeln mit Lammragout, nuanciert und auf den Punkt. Als Hauptgang Involtini, ein klassisches sizilianisches Gericht. Das Kalbfleisch war hauchdünn geklopft, die Füllung cremig und aromatisch und Kartoffel und Spinat als Gemüse eine gut korrespondierende Beilage. Die reine italienische Glückseligkeit.       

Die Begleitung wählte nur ein Pasta Gericht – Carbonara – diese natürlich klassisch mit Eigelb, krossem Speck und Pecorino; und auch hier die Feststellung: das ist weit über dem Durchschnitt dessen, was andere italienische Lokale der Stadt bieten. Zumal die Preisgestaltung weit unter dem liegt, was der Gast bereit sein sollte für diese Qualität des Essens zu bezahlen.

 

Die Weinkarte ist umfangreich und bietet gute Positionen aus zahlreichen italienischen Anbaugebieten und auch die Naturwein Fans kommen auf ihre Kosten.

 

Der Service war nonchalant aufmerksam, kompetent und lässig ohne die übliche Neuköllner Attitüde. Allerdings – in all dem Glück gibt es einen Wermutstropfen – die Terrasse auf der lebhaften Donaustraße fand ich nicht sonderlich attraktiv. Mit viel Phantasie könnten die Automachos als Corso Italiano durchgehen, aber diese konnte ich dann doch nicht aufbringen. Deshalb lieber drinnen sitzen im schlichten aber gemütlichen Gastraum.    

 

Babbo Bar ist eine Entdeckung in Neukölln, die glücklich macht. Eine Bereicherung der Berliner Gastronomie, die sicherlich noch vielen Essern viel Freude machen wird.

 

Donaustraße 103 – Neukölln / 030 – 568 29000 / www.babbo-bar.com /  U7 Rathaus Neukölln – M41 Erkstraße / €-€€  

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Juliane Gassert (Dienstag, 18 Juli 2017 17:13)

    Schöne Entdeckung. Erholsames Kleinod im Hipster Dschungel. Vielen Dank.

  • #2

    Charlotte@fortsetzungberlin (Dienstag, 18 Juli 2017 17:26)

    Ja, das war wirklich eine sehr schöne Entdeckung. Ich freue mich immer sehr, wenn ich solche Orte finde.

News

1000x Berlin. Das Online-Portal zur Stadtgeschichte

1000 Fotografien aus den Sammlungen der Berliner Bezirksmuseen und des Stadtmuseums Berlin geben einen faszinierenden Einblick in die Stadtgeschichte. Aus Anlass des 100. Jubi­lä­ums von Groß-Ber­lin erzäh­len sie von einer Groß­stadt, die 1920 durch Par­laments­be­schluss aus Städ­ten, Landgemeinden und Gutsbezirken zusammen­gefügt wurde. 150 thematische Fotoserien zeigen, wie sich das Bild Berlins von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart verändert hat. Alle Infos – hier